
Vielleicht kennst du das: Du ernährst dich «eigentlich ganz ok», bewegst dich regelmässig – und trotzdem tut sich auf der Waage kaum etwas. Oder du hast ständig Blähungen, Völlegefühl, Heisshunger auf Süsses und fragst dich, was du noch machen sollst.
Dann lohnt sich ein genauerer Blick an einen Ort, den viele beim Thema Abnehmen völlig unterschätzen: deinen Darm.
Dein Darm – Verdauungsorgan, Stoffwechselzentrum und Stimmungsmacher
In deinem Darm leben rund 100 Billionen Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen. Zusammen bilden sie dein Mikrobiom. Diese kleinen Bewohner entscheiden mit darüber,
- wie gut du Nährstoffe aufnimmst
- wie dein Fettstoffwechsel funktioniert
- wie stark dein Immunsystem ist
- wie ausgeprägt Heisshunger und Sättigungsgefühl sind
Über Nerven, Hormone und Botenstoffe steht dein Darm in engem Austausch mit deinem Gehirn – man spricht von der Darm-Hirn-Achse. Gerät dieses System aus dem Gleichgewicht, läuft die Verdauung nicht mehr rund, du nimmst weniger Vitalstoffe auf, reagierst empfindlicher auf Lebensmittel – und dein Stoffwechsel schaltet eher auf Sparflamme.
Gerade in den Wechseljahren ist das wichtig: Hormonelle Veränderungen, Stress und veränderte Essgewohnheiten beeinflussen auch die Zusammensetzung deiner Darmflora. Das Verhältnis von «guten» und «ungünstigen» Bakterien verschiebt sich – mit Folgen für Verdauung, Energie und Gewicht.
Fettmacher- und Schlankmacher-Bakterien

Vereinfacht gesagt gibt es in deinem Darm Bakterien, die dich eher zunehmen lassen – und solche, die dich beim Abnehmen unterstützen.
Besonders gut untersucht sind zwei grosse Bakteriengruppen:
- Firmicutes – sie gelten als «Fettmacher-Bakterien»
- Bacteroidetes – sie werden eher als «Schlankmacher» eingestuft
Studien zeigen: Bei vielen übergewichtigen Menschen ist der Anteil an Firmicutes erhöht, während Bacteroidetes seltener vorkommen. Diese «Fettmacher-Bakterien» können selbst aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen noch zusätzliche Energie herausquetschen – Energie, die dann als Fettpolster an Bauch, Po und Hüften landet.
Die gute Nachricht: Du bist dem nicht ausgeliefert. Mit deiner Ernährung kannst du beeinflussen, welche Bakterien sich in deinem Darm wohlfühlen.
- Zucker, Weissmehl, Alkohol und stark verarbeitete Produkte fördern eher die ungünstigen Bakterien.
- Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Nüsse und fermentierte Lebensmittel füttern die «Schlankmacher».
Besonders wichtig sind Ballaststoffe (z. B. aus Gemüse, Haferflocken, Leinsamen, Flohsamenschalen, Hülsenfrüchten). Sie dienen den guten Darmbakterien als Futter (Präbiotika) und helfen, Entzündungen zu reduzieren und die Darmschleimhaut zu stärken.
Wenn dein Bauch mit dem Kopf spricht: die Darm-Hirn-Achse
Vielleicht hast du schon erlebt, dass dein Bauch «mitredet»: ein mulmiges Gefühl vor einem wichtigen Termin, Schmetterlinge im Bauch, wenn du verliebt bist – oder Bauchweh in Stressphasen.
Das ist kein Zufall. Über den Vagusnerv stehen Darm und Gehirn in engem Austausch. Spannend dabei: Rund 90% der Signale gehen vom Darm zum Gehirn und nur etwa 10% in die andere Richtung. Dein Bauch hat also tatsächlich ordentlich Mitspracherecht.
- In einem gesunden Darm werden Botenstoffe wie Serotonin («Glückshormon»), Dopamin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure) – sie beeinflussen Stimmung, Schlaf und Antrieb.
- Ist die Darmflora gestört, kann das zu Stimmungsschwankungen, innerer Unruhe, Schlafproblemen oder verstärktem Heisshunger führen – besonders auf Zucker.
Umgekehrt wirkt sich Stress direkt auf deinen Darm aus: Stresshormone verändern die Durchblutung und die Zusammensetzung des Mikrobioms, die Darmschleimhaut wird durchlässiger, Entzündungen können entstehen. Viele Frauen merken das in Form von Blähungen, Völlegefühl oder «nervösem Bauch».
Typische Warnsignale: Wenn dein Mikrobiom aus der Balance gerät
Ein Ungleichgewicht der Darmflora (Dysbiose) zeigt sich nicht nur im Bauch. Häufige Hinweise sind zum Beispiel:
- Blähungen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung
- wiederkehrende Hautprobleme (Unreinheiten, Ekzeme, Rosazea)
- häufige Infekte oder ein «schwaches Immunsystem»
- Heisshunger auf Zucker und Kohlenhydrate, Gewichtszunahme trotz «vernünftiger» Ernährung
- Stimmungstiefs, innere Unruhe, Konzentrationsprobleme oder Erschöpfung
- diffuse Gelenk- oder Muskelschmerzen durch stille Entzündungen
Gerade in den Wechseljahren werden diese Symptome oft einfach den Hormonen zugeschrieben. In Wahrheit spielt der Darm jedoch häufig eine stille Schlüsselrolle.
Leaky Gut – wenn die Darmbarriere löchrig wird

Deine Darmschleimhaut ist wie ein fein regulierter Filter: Sie lässt Nährstoffe durch, hält aber Schadstoffe, Bakterien und unverdaute Eiweissteile zurück. Wird diese Schutzschicht durchlässig («Leaky Gut»), gelangen Stoffe ins Blut, die dort nichts verloren haben. Der Körper reagiert mit Entzündungen, Müdigkeit, Unverträglichkeiten – und manchmal eben auch mit hartnäckiger Gewichtszunahme.
Typische Belastungsfaktoren sind:
- viel Zucker und Weissmehl
- Alkohol und Nikotin
- Dauerstress und Schlafmangel
- Antibiotika und andere Medikamente
- stark verarbeitete Lebensmittel und Zusatzstoffe
Auch der sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren macht die Schleimhäute anfälliger – nicht nur an der Haut oder in der Scheide, sondern auch im Darm.
Die gute Nachricht: Die Darmschleimhaut kann sich regenerieren, wenn du ihr Ruhe, nährstoffreiche Nahrung und gezielte Unterstützung gibst.
Was du konkret tun kannst – deine ersten Schritte
Du musst nicht von heute auf morgen alles umkrempeln. Aber ein paar gezielte Veränderungen können schon viel bewirken:
1. Ballaststoffe hochfahren
Baue Schritt für Schritt mehr ballaststoffreiche Lebensmittel ein: Gemüse, Hülsenfrüchte, Haferflocken, Leinsamen, Flohsamenschalen, Beeren. Erhöhe die Menge langsam und trinke genug dazu.

2. Prä- und probiotische Lebensmittel integrieren
- Präbiotisch: z. B. Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Chicorée, Topinambur, Hafer, grüne Bananen
- Probiotisch: z. B. Naturjoghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi, fermentiertes Gemüse
3. Zucker und Weissmehl reduzieren
Du musst nicht perfekt sein, aber weniger Süsses, Softdrinks, Weissbrot, Kekse & Co. entlasten deinen Darm enorm.
4. Achtsamer essen
Nimm dir Zeit zum Essen, kaue gründlich und iss möglichst ohne Ablenkung durch Handy oder TV. Dein Verdauungssystem arbeitet besser im «Ruhemodus» als im «Multitasking-Modus».
5. Stress im Blick behalten
Regelmässige Bewegung, Atemübungen, kleine Pausen im Alltag und gute Schlafhygiene helfen, den Vagusnerv zu beruhigen – und damit auch deinen Darm.
Mini-Mission: Starte dein Darm-Tagebuch
Wenn du herausfinden möchtest, was deinem Darm guttut (und was nicht), hilft ein einfaches Symptom- und Ernährungstagebuch für 7 Tage:
- Was hast du gegessen und getrunken (Uhrzeit, grobe Menge)?
- Wie geht es deinem Bauch (Blähungen, Druck, Stuhlgang)?
- Wie ist deine Stimmung und dein Energielevel?
- Wie hast du geschlafen? Wie gestresst war dein Tag (Skala 1–10)?
Nach einer Woche erkennst du oft erste Muster: Welche Lebensmittel tun dir gut, was verstärkt Beschwerden, wie stark Stress und Schlaf auf deinen Bauch wirken.
Fazit:
Ein gesunder Darm ist nicht nur wichtig für eine gute Verdauung, sondern auch für Hormone, Stimmung, Immunsystem – und dafür, wie leicht (oder schwer) du in den Wechseljahren abnimmst. Wenn du deinen Darm stärkst, arbeitest du nicht gegen deinen Körper, sondern endlich mit ihm zusammen.
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, erfährst du in meinem Buch «Nachhaltig abnehmen in den Wechseljahren» (voraussichtliche Veröffentlichung am 8. Dezember) mehr darüber, wie Darm, Hormone, Leber, Schlaf und Stress zusammenhängen – und wie du sie Schritt für Schritt in Balance bringst, damit Abnehmen in den Wechseljahren wieder möglich wird. 💛
